Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe. Nike gab diese Woche bekannt, dass Superstar Colin Kaepernick das neue Aushängeschild der Werbekampagne zum 30-jährigen Bestehens des Unternehmens ist.
Und das ist hochbrisant. Denn Kaepernick ist in den vergangenen zwei Jahren für viele rechtskonservative in den USA zum Landesverräter avanciert. Der Footballer startete im September 2016 die «Take-a-Knee»-Bewegung und weigerte sich fortan bei der Hymne vor den Spielen aufrecht zu stehen.
Auf Knien gegen Polizeigewalt und soziale Diskriminierung: Colin Kaepernick (Mitte) iniziierte den Protest gegen Rassismus 2016.
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Der US-Footballspieler Colin Kaepernick bei der Amnesty International-Verleihung in Amsterdam.
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Kaepernick wurde der Titel als "Botschafter des Gewissens" verliehen.
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Netherlands Kaepernick
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Die San Francisco 49ers beim Knien während der Nationalhymne. Ihr ehemaliger Teamkollege und Quaterback Colin Kaepernick hatten den Protest gegen Rassismus und Polizeigewalt gegen Schwarze im August 2016 initiiert.
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Der ehemalige Qaurterback der San Francisco 49ers machte damit auf soziale Ungerechtigkeit und Polizeigewalt gegen Schwarze aufmerksam.
Dies provozierte Donald Trump derart, dass er die Footballspieler, welche sich Kaepernick anschlossen, indirekt als «Hurensöhne» bezeichnete.
Wir erinnern uns:
Und Trump ist mit seiner Wut auf die Sportler nicht alleine. Als Nike den Deal mit Kaepernick Trump bekannt gab, vernichteten zahlreiche Personen ihre Produkte des Sportartikelherstellers. Auf Twitter teilten aufgebrachte Football-Fans, wie sie Socken zerschneiden, T-Shirts in den Müll werfen oder Schuhe verbrennen. Das alles unter dem Hashtag #boycottnike.
Trump und Trump Jr. reagieren
Der US-Präsident seinerseits zeigte sich darüber sehr erfreut. Nike werde durch die Boykotte «absolut getötet», frohlockte der US-Präsident auf Twitter. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass die Zuschauerzahlen der NFL ebenfalls gesunken seien. Was übrigens nicht unbedingt auf die «Take-a-Knee»-Proteste zurückzuführen ist.
Just like the NFL, whose ratings have gone WAY DOWN, Nike is getting absolutely killed with anger and boycotts. I wonder if they had any idea that it would be this way? As far as the NFL is concerned, I just find it hard to watch, and always will, until they stand for the FLAG!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 5. September 2018
Auch Donald Trump Jr. konnte das deutliche Statement von Nike nicht auf sich sitzen lassen. Am Mittwoch veröffentlichte der Sohn des Präsidenten auf Instagram eine Foto-Montage auf Grundlage der Nike-Kampagne.
Zu sehen ist jedoch nicht Colin Kaepernick, sondern Donald Trump. Darüber geschrieben steht ebenfalls: «Glaube an etwas. Selbst wenn es bedeutet, alles dafür zu opfern.» Auch das Nike-Logo und der Slogan «Just do it» sind an Ort und Stelle.
Unter das Bild schreibt der Präsidenten-Filius: «Hier, habe es für euch repariert.»
Just like the NFL, whose ratings have gone WAY DOWN, Nike is getting absolutely killed with anger and boycotts. I wonder if they had any idea that it would be this way? As far as the NFL is concerned, I just find it hard to watch, and always will, until they stand for the FLAG!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 5. September 2018
Hier zum Vergleich das Original:
Just like the NFL, whose ratings have gone WAY DOWN, Nike is getting absolutely killed with anger and boycotts. I wonder if they had any idea that it would be this way? As far as the NFL is concerned, I just find it hard to watch, and always will, until they stand for the FLAG!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 5. September 2018
Bereits wenige Stunden zuvor machte sich Trump Jr. auf Instagram lustig über Nike. Der Gipfel der Dummheit im «Anti-America-Movement» sei erreicht, stellte er fest.
Werbevideo geht sofort viral
Ob die Aktion von Nike jedoch wirklich so «dumm» war wie von den Trumps verbreitet wird, daran darf gezweifelt werden. Denn die Zahlen sprechen zumindest teilweise eine andere Sprache.
Alleine in den ersten 24 Stunden nach Bekanntgabe der Kaepernick-Kampagne erhielt Nike eine Medienpräsenz im Wert von 43 Millionen US-Dollar, wie Bloomberg schreibt. Demnach war rund die Hälfte davon positiv, je ein Viertel neutral oder negativ.
Die Aktie sank bis Mittwochabend zwar deutlich, doch am Donnerstag zeigte sie bereits wieder einen Aufwärtstrend. Trotz des präsidialen «getting-absolutely-killed»-Tweets.
Grund für den positiven Trend könnte das Werbevideo sein, das gestern veröffentlicht wurde. Alleine auf Youtube hat es in den ersten Stunden bereits über sechs Millionen Views erreicht. Auf Facebook und Instagram steigen die Shares ebenfalls rasant an.
Die Aufmerksamkeit hat sich Nike mit dem neuen Werbedeal jedenfalls auf sicher. Auch wenn teilweise negativ über die neue Kampagne berichtet wird, muss das nicht unbedingt schlecht fürs Unternehmen sein. Und das sollte eigentlich niemand besser wissen als Donald Trump selber. So gesehen könnten letzten Endes beide Parteien als Sieger vom Platz gehen.